Projektgarten



Jahresbilderbuch zur Wandlung eines brachliegenden Gartens „Grüne Oase“ brachte Umweltpreis

Eine Kleingartenanlage sollte ein Ort der Entspannung sein, wo man gepflegt den Feierabend verbringt, Obst und Gemüse anbaut und sich an der Natur erfreut. Unschön ist es dann, wenn eines der Gartengrundstücke ungenutzt vor sich hin dümpelt und Unkraut produziert.

Das muss sich ändern, so der Beschluss des Vorstandes des Kleingartenverein "Grüner Hang" in Chemnitz-Glösa. Man war sich schnell einig, dass das betreffende verwuchert Grundstück wohl kaum noch einen Pächter finden würde, da auch unmittelbare Nähe zur Autobahn kein lukrative Aussicht bot. So kam die Idee von Vorstandsvorsitzenden Frank Richter und dem  Naturfreund Wolfgang Platzek, die Grundschule in ein Naturprojekt einzubeziehen, gerade recht.

Seit dem Frühjahr 2009 bewirtschaften sie einen Experimentiergarten in der unmittelbaren Kleingartenverein "Grüner Hang" e. V. "Als das Angebot kam, haben wir natürlich begeistert Ja gesagt. So ein Garten ist für Kinder phantastisch.", sagt Hortnerin Frau May. Das ist kein Schulgartenunterricht, sondern im Grund angenommen dasselbe, was einen Kleingärtner übers Jahr auch umtreibt.

Nicht jeder Kleingärtner aber hat in seinem Garten ein Insektenhotel - die Kinder haben sogar zwei. Umso aufgeschlossener zeigte sich dagegen der Hort der Grundschule Glösa. Es kam zu gegenseitigen Absprachen und noch viel wichtiger, zu tatkräftigen Aktionen von den Mitgliedern des Kleingartenvereins, Eltern und Mitgliedern des Fördervereins der Grundschule Glösa auf dem besagten Grundstück.
















Kräutergarten


Im Jahr 2010 haben die Hortkinder der Grundschule Chemnitz-Glösa ihren neuen Mosaikkräutergarten im Projektgarten "Grüne Oase"  eingeweiht. Im letzten Schuljahr haben zwölf Schüler der Klasse 1 bis 4 ihren Schulgarten mit eigens angefertigtem Fließen verschönert. Dabei  bekamen sie Unterstützung vom portugiesischen Künstler Jose Oroa Daniel, der seit 2004 Gärten und Landschaften auch  von Kitas oder Schulen in der Region Chemnitz künstlerisch gestaltet und zudem Natursteine bearbeitet. Zur Anfertigung und Gestaltung der Mosaike, die aus gebranntem Ton  bestehen, trafen sich die Kinder einmal wöchentlich. Insgesamt verarbeiteten sie 50 Kilogramm des Materials. Um aus den vielen Einzelteilen ein Gesamtkunstwerk zu machen, wurden die Fließen in Zement eingearbeitet. Das Projekt wurde durch Fördermittel der Stadt Chemnitz für Ganztagsangebote finanziert.




Bienenlehrpfad


Eine Königin wird in ein Gartengrundstück im Kleingartenverein „Grüner Hang“ e. V. in Glösa einziehen. Ihr Hofstaat ist bereits vor Ort. „Der vorhandene Bienenstock umfasst rund 6000 Insekten. Die neue Königin zieht sich das Volk in den nächsten Wochen selbst“, erzählt Jörg Hausigk, Vorsitzender des Imkervereins „Chemnitz 1874“ e. V. Die Bienenschaubeute gehört zum neu angelegten Bienenlehrpfad, der in Zusammenarbeit beider Vereine entsteht. Hinter Kunststoffscheiben gibt das zweitürige Holzhäuschen den Blick frei auf Brutwaben, Larven, Nektar und tausende wuselnde Honigsammler. Bis Ende August werden in dem Garten zudem sieben Schautafeln des Deutschen Imkerbundes e. V. aufgestellt. Diese veranschaulichen die Bedeutung der Honigbiene im Ökosystem und informieren dabei unter anderem zu den Kulturpflanzen, der Imkerei und den Produkten.
Frank Richter, Vorsitzender des Kleingartenvereins, hatte die Idee zu dem Bienenlehrpfad. „Ich wollte etwas Nützliches für den Verein verwirklichen. Zugleich vertieft das Projekt unsere Zusammenarbeit mit der benachbarten Grundschule Glösa“, sagt der 58-Jährige. Der Hort der Bildungseinrichtung bewirtschaftet die leer stehende Parzelle, in die der Bienenlehrpfad integriert wird, seit Frühjahr 2009 kostenfrei als Experimentiergarten. Dieser umfasst mittlerweile zwei Insektenhotels, einen Totholzhaufen und ein Biotop, das nun vermehrt als Bienentränke genutzt wird. „Mit dem Bienenlehrpfad erhalten die Schüler ein weiteres, interessantes Angebot ganz in ihrer Nähe“, freut sich Frank Richter.

Wie die Biene zeigt sich der Vereinsvorsitzende selbst sehr fleißig. In nur einem halben Jahr brachte er das Projekt nach Rücksprachen mit dem Imkerverein, Verbänden und Pächtern zum Laufen. Finanzielle Unterstützung in Höhe von 500 Euro boten der Stadtverband Chemnitz der Kleingärtner e. V. und der Sächsischen Landesverband der Kleingärtner. „Auch private Sponsoren wie die Dachdeckerfirma Wegner aus Glösa, zuständig für das Dach der Beute, konnten wir gewinnen“, so Richter. Zudem erhoffe man sich weitere Spenden, schließlich sei das Ziel, den Bienenlehrpfad auch anderen Schulklassen in Chemnitz und Umgebung zur Verfügung zu stellen. Nach terminlicher Vereinbarung könnten diese in Zukunft an Führungen teilnehmen.

Mit Joachim Jobst steht dafür ein Bienenhalter im eigenen Kleingartenverein bereit. Der 68-Jährige entdeckte seine Leidenschaft für die Insekten vor gut einem halben Jahr. In einem anderen städtischen Kleingartenverein aufgrund der angestrebten Bienenhaltung abgelehnt, erfuhr das Mitglied im Imkerverein von Frank Richters Suche nach einem Pächter für einen Bienengarten. Seit Februar ist Joachim Jobst nun Besitzer eines eigenen Schaugartens am Rande des „Grünen Hangs“ und nennt mittlerweile drei Bienenbeuten sein Eigen.

Der Chemnitzer Stadtverband begrüßt die Initiative des Kleingartenvereins, denn Bienenschaugärten sind eine gute Möglichkeit, freie Parzellen sinnvoll zu nutzen. „Viele Kleingärtner haben allerdings noch Vorurteile gegenüber der Bienenhaltung, was zum Beispiel das Stechrisiko angeht“, weiß Geschäftsführer Jens Peter. Dies sei jedoch unbegründet. Vor allem im Hinblick auf den biologischen Anbau sollten Gartenbesitzer die herumschwirrenden Nutztiere berücksichtigen. „Werden Obststräucher, Gemüse- und Kulturpflanzen bestäubt, steigen die Erträge der Kleingärtner und es blühen mehr Pflanzen“, merkt Imker Jörg Hausigk an. Sticht die Biene aber doch einmal zu, hilft der Saft von Spitzwegerich oder Zwiebel. Und dabei unbedingt den Stachel entfernen.